Triers Träne
Wunde,
die keiner verbinden kann,
die alle und alles verbindet.
nachgehen, den Weg.
nachgeben, der Bewegung.
obwohl ich gehe, steh’ ich still
in einer Zeit, die stille steht.
ich gehe langsam durch den Raum,
säume sein Gedächtnis, sein Erinnern.
es bebt und zittert immer noch.
es betet. noch und immer.
obwohl ich sehe
Kerzenlichter,
Blumen, Briefe, Bilder,
Teddybären, Engel,
weht das Schwärzenwollen
meines Herzens
gänzlich ohne Halt:
innehaltend haltlos innen,
kalt.
zu fassen nichts.
im Außen scheint
so still ein Kerzenmeer zu wenden
die Gewalt,
die nicht aufzuhalten war,
nicht auszuhalten ist.
so kalt.
ich atme Schmerz,
der keine Stimme
findet, und höre auf
zu atmen.
Wind weht still.
Herz steht still
und weht.
obwohl ich stehe,
geh‘ ich aus der Zeit,
die - neben und ganz außer mir -
zu leicht und einfach weitergeht.
nichts zu fassen.
Porta Nigra,
wahres Zeichen Triers,
schwarzes Tor zu
warmen Feuern
aus Trost und Treue.
dein Stein ist weinenweich,
ein Frage-Zeichen bist du
über Nacht geworden.
zu deinem Grund dein Punkt,
ein inniger, einiger Tränentropfen,
ein Meer, zu
fassen nicht,
ein Licht
aus Herz.
den Namen, den Gesichtern, den kostbaren, unersetzbaren Leben gewidmet, die meiner Heimatstadt jetzt fehlen,
den vielen an Körper und Seele tief Verwundeten
und allen Menschen, die überall auf dieser Erde Opfer unmenschlicher Gewalt durch Menschen geworden sind.
Gunter Berthold